Für alle, die Karin Stögners Vortrag „Jenseits des Geschlechterprinzips – Kritische Theorie und Gender“ verpasst haben oder nochmal nachlesen möchten: ein Artikel der Referentin, der unter dem Titel „Jenseits des Geschlechterprinzips. Zum Problem von Gender und Identifikation in der Kritischen Theorie“ in der sans phrase von Herbst 2016 erschien.
„Deutschrap und Antisemitismus“
Am Freitag, 18.08.2017 um 19:00 Uhr im Café KoZ
„Bevor ich mir von irgendeinem Rapper den Nahostkonflikt erklären lasse, hör ich lieber einen Song übers Ficken“ (Staiger 2015)
Nicht erst seit dem offenen Brief des Zentralrats der Juden gegen den Auftritt von Kollegah beim Hessentag und der erfolgten Absage der geplanten Rap-Night ist Antisemitismus im Deutschrap ein Thema.
Chucky Goldstein ist Kulturwissenschaftler und freier Autor zum Themenschwerpunkt Pop- und Rapkultur. Er wird dem Verhältnis von Deutschrap und Antisemitismus nachgehen und insbesondere auf die Rolle von Deutschrap als Subkultur und von Antisemitismus als „negative Leitidee der Moderne“ (Salzborn) eingehen. Das Vorgestellte wird er mit dem Journalisten und ehm. Labelbetreiber Marcus Staiger diskutieren.
Im Anschluss:
„Jenseits des Geschlechterprinzips“ – Kritische Theorie und Gender
Vortrag mit Dr.in Karin Stögner (Universität Wien)
Dienstag, 04.07., 20:00 Uhr, IG Farben Campus PEG 1.G 165
Kritische Theorie ist nicht im engeren Sinn feministische Theorie, bietet jedoch eine Reihe von Anknüpfungspunkten. Das Verhältnis des Feminismus zur älteren Kritischen Theorie ist deshalb zumindest ambivalent. Und doch fällt auf, dass in den Programmschriften der älteren Kritischen Theorie den Geschlechterverhältnissen breiter Raum zukommt: Subjektkonstitution, Arbeitsteilung, Verhältnis von Gesellschaft und Natur – solche Konstellationen von Zivilisation werden von Horkheimer und Adorno zumal an den Geschlechterverhältnissen nicht nur exemplifiziert, sondern diese bilden manchmal, unauffällig, das Zentrum, um das die Begriffe kreisen, mit denen sie die Dialektik von Mythos und Aufklärung fassen.
Der Vortrag geht darauf ein, wie in der Theorie Horkheimers und Adornos die Kategorie Geschlecht gefasst ist, welche Bedeutung ihr zukommt und in welchem Verhältnis zu anderen gesellschaftlichen Strukturkategorien sie sich bewegt. Ausgehend von einer Kritik des Ödipuskomplexes als Vorwegnahme einer erst gesellschaftlich errichteten Genderbinarität wird auf die Kritik einer Identitätslogik eingegangen, welcher die Geschlechterverhältnisse zentral sind.
„Pop, Politik, Populismus“
Vortrag mit Klaus Walter und Felix Trautmann
Freitag, 24. März, 19:30, Café KoZ
Nach Donald Trumps Wahlsieg haben sich erwartungsgemäß viele Popstars entsetzt, empört und bestürzt geäußert. Die Obamas pflegten einen engen Umgang mit Pop, Barack gab sich als Fan von Chance the Rapper und Kendrick Lamar, Künstlerinnen wie Nicki Minaj und Janelle Monáe, Stevie Wonder und Usher gingen im weißen Haus aus und ein, Michelle begeistert in der Comedy-Show »Carpool Karaoke« mit Gesangseinlagen und einem Rap mit Missy Elliott.
Die Obamas importierten Posen aus dem Pop und Soul in die Politik und inszenierten sich so selbst wie Popstars. Die Allianz aus Pop und Politik propagierte dabei einen Wertekanon, nach dem kein Mensch wegen Hautfarbe, Geschlechts und sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. Trump diente das wiederum als Vorlage für die Feindbildkonstruktion einer Pop-und Polit-Elite, die mit ihrer political correctness die Bevölkerung schikaniert.
Bedeutet die Wahl von Trump also auch den Niedergang des Pop oder nur eine Verschiebung seiner Rolle? Klaus Walter wird in seinem Vortrag dem Verhältnis von Pop und Politik nachgehen, daran anschließend wird Felix Trautmann das „Populäre“ als gegenwärtig stark umkämpften Bezugspunkt zwischen Populismus und cultural politics nachzeichnen.
Im Anschluss BARABEND mit Platten
„Dogmatik und Differenz I: Epistemische Architekturen. Zu den Denkformen der Diaspora und Kritischer Theorie“
Vortrag mit Almút Sh. Bruckstein (Berlin) und einer Response von Thomas Vesting (Frankfurt)
Mittwoch, 5. Januar, 18:00 Uhr, Uni Frankfurt HZ 14
Almút Sh. Bruckstein (Berlin) wird in ihrem Vortrag die kosmopolitischen Strukturen rabbinischer und anderer diasporischer Denkformen und ihre Verwandtschaft zur Denktradition der Kritischen Theorie explizieren. Hierzu übersetzt sie die Denkmuster von rabbinischen Texten, von Traumtexten, Dichtung und Mnemosyne als eine besondere Art von Denkräumen und gibt einen Ausblick auf ihre Arbeit in der Gestaltung von öffentlichen Räumen für Kunst und kritischen Diskurs.
Thomas Vesting (Frankfurt) wird in seiner Response die Bedeutung des hermeneutischen Ansatzes für andere Wissenschaften, insb. für das Recht herausstellen und in Bezug zum Begriff des Experimentalsystems setzen.
„ReMarkierung, Veruneindeutigung, Vervielfältigung. Geschlecht und Sexualität im Zuge neoliberaler Transformationsprozesse“
Vortrag mit Andrea Maihofer (Basel)
Donnerstag, 12. Januar 2017, 18 Uhr (c.t.), HZ 14
Der Vortrag verhandelt die derzeit zu beobachtende Gleichzeitigkeit einer Verflüssigung von Geschlechteridentität und eines wiedererstarkenden Bedürfnisses nach eindeutigen geschlechtlichen Identitäten, das in aktuellen „Anti-Gender-Diskursen“ auftaucht, die sich gegen Gleichstellungspolitik, Gender-Studies an den Universitäten und Sexualpädagogik richten.
„Hegemonie und Individualisierung – Widerstandspotenziale des Pädagogischen“
Vortrag mit Thilo Naumann (Darmstadt) und Christiane Thompson (Frankfurt)
Donnerstag, den 15.12.2016, um 18 Uhr c.t. in HZ 14
Thilo Naumann wird zu den ökonomischen, politischen und sozialpsychologischen Dimensionen der gegenwärtigen Ökonomisierungs- und Entgrenzungsprozesse und ihrer Wirkung auf Subjektivierungsprozesse in der Pädagogik referieren. In der Diskussion werden wir uns mit der Frage nach der Möglichkeit einer emanzipatorischen Pädagogik auseinandersetzen, die gesellschafts- und institutionskritisch vorgeht und Widerstandsräume aufmacht.
„Nationen und Kollektive: Quo vadis, Türkei?“
29.11.2016 um 18 Uhr c.t., HZ 14 am IG-Farben-Campus
„Nationalismus heute ist überholt und aktuell zugleich. Überholt, weil angesichts der zwangsläufigen Verbindungen von Nationen zu Großblöcken unter der Suprematie der mächtigsten, wie sie allein schon die Entwicklung der Waffentechnik diktiert, die souveräne Einzelnation, zumindest im fortgeschrittenen kontinentalen Europa, ihre geschichtliche Substantialität eingebüßt hat. […] Aktuell aber ist der Nationalismus insofern, als allein die überlieferte und psychologisch eminent besetzte Idee der Nation, stets noch Ausdruck der Interessengemeinschaft der internationalen Wirtschaft, Kraft genug hat, Hunderte von Millionen für Zwecke einzuspannen, die sie nicht unmittelbar als die ihren betrachten können.“
(Adorno, „Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit“ 1959)
Mittlerweile dürfte kaum ein Zweifel bestehen, dass die neue Welle von Gewalt und Unterdrückung in der Türkei nicht einfach eine aus der Kontrolle geratene anti-demokratische Reaktion auf einen misslungenen Putschversuch darstellt, sondern Teil eines Regimewechsels ist, der den Umbau der Türkei in einen autoritären Staat umsetzt. Unter Bezugnahme auf einen souveränen und nationalen Willen werden Institutionen freier Meinungsäußerung und zivilgesellschaftliche Organisationen gewaltsam zerschlagen und eine auf dichotomen Freund-Feind Unterscheidungen basierende destruktive Politik vorangetrieben, die die Bevölkerung weiter spaltet und ihre vermittelnden Instanzen abbaut.
Zur detaillierten politischen Bestandsaufnahme dieser Entwicklung haben wir Referentinnen aus Istanbul eingeladen, die als kritische Intellektuelle bereits unmittelbar von Repressionsmaßnahmen betroffen sind und die Türkei unter AKP-Führung analysieren werden. Ergänzt wird ihre Perspektive durch Ismail Küpelis (Universität Bochum) Ausführungen zum Verhältnis zwischen türkischem Staat, Kurden und PKK, sowie die damit verbundene Außenpolitik in Syrien und Rojava.
Ringvorlesung „Grundrisse kritischer Wissenschaft. Modelle und Interventionen“
Ankündigungstexte zu den Einzelveranstaltungen
(1) On indispensable principles for critical thinking
Vortrag von Didier Eribon mit einer Response von Christoph Menke
Dienstag, 18. Oktober 2016, 18 Uhr (c.t), Casino 1.801
Ausgehend von zentralen Fragestellungen seines 2009 erschienenen Werks „Retour à Reims“ (dt. Rückkehr nach Reims, 2016) wird Didier Eribon (Paris) im Rahmen des Eröffnungsvortrags die dort entwickelte Analyse sozialer Herrschaftsmechanismen vertiefen und systematisieren. In diesem Zusammenhang wird er der Frage nach der historischen wie sozialen Konstitution des Subjekts nachgehen und zugleich die Formen politischen Widerstandes gegenüber den verschiedenen Gestalten von Unterdrückung untersuchen. Auf dieser Grundlage eröffnet Eribon die Diskussion über die notwendigen Grundsätze eines jeden Denkens, das dem Anspruch gerecht werden möchte, kritisch zu sein; Christoph Menke (Frankfurt) wird hierauf antworten.
(Vortrag und Diskussion werden in englischer Sprache stattfinden.)
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(2) Nationen und Kollektive: Quo vadis, Türkei?
Podiumsdiskussion
Dienstag, 29. November 2016, 18 Uhr (c.t.), HZ 14
„Nationalismus heute ist überholt und aktuell zugleich. Überholt, weil angesichts der zwangsläufigen Verbindungen von Nationen zu Großblöcken unter der Suprematie der mächtigsten, wie sie allein schon die Entwicklung der Waffentechnik diktiert, die souveräne Einzelnation, zumindest im fortgeschrittenen kontinentalen Europa, ihre geschichtliche Substantialität eingebüßt hat. […] Aktuell aber ist der Nationalismus insofern, als allein die überlieferte und psychologisch eminent besetzte Idee der Nation, stets noch Ausdruck der Interessengemeinschaft der internationalen Wirtschaft, Kraft genug hat, Hunderte von Millionen für Zwecke einzuspannen, die sie nicht unmittelbar als die ihren betrachten können.“
(Adorno, „Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit“ 1959)
Mittlerweile dürfte kaum ein Zweifel bestehen, dass die neue Welle von Gewalt und Unterdrückung in der Türkei nicht einfach eine aus der Kontrolle geratene anti-demokratische Reaktion auf einen misslungenen Putschversuch darstellt, sondern Teil eines Regimewechsels ist, der den Umbau der Türkei in einen autoritären Staat umsetzt. Unter Bezugnahme auf einen souveränen und nationalen Willen werden Institutionen freier Meinungsäußerung und zivilgesellschaftliche Organisationen gewaltsam zerschlagen und eine auf dichotomen Freund-Feind Unterscheidungen basierende destruktive Politik vorangetrieben, die die Bevölkerung weiter spaltet und ihre vermittelnden Instanzen abbaut.
Zur detaillierten politischen Bestandsaufnahme dieser Entwicklung haben wir Referentinnen aus Istanbul eingeladen, die als kritische Intellektuelle bereits unmittelbar von Repressionsmaßnahmen betroffen sind und die Türkei unter AKP-Führung analysieren werden. Ergänzt wird ihre Perspektive durch Ismail Küpelis (Universität Bochum) Ausführungen zum Verhältnis zwischen türkischem Staat, Kurden und PKK, sowie die damit verbundene Außenpolitik in Syrien und Rojava.
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(3) Individualisierung zwischen Konformitätszwang und Widerstandspotential
Vortrag mit Thilo Naumann (Darmstadt) und Christiane Thompson (Frankfurt)
Donnerstag, 15. Dezember 2016, 18 Uhr (c.t.), HZ 14
Thilo Naumann wird zu den ökonomischen, politischen und sozialpsychologischen Dimensionen der gegenwärtigen Ökonomisierungs- und Entgrenzungsprozesse und ihrer Wirkung auf Subjektivierungsprozesse in der Pädagogik referieren. In der Diskussion werden wir uns mit der Frage nach der Möglichkeit einer emanzipatorischen Pädagogik auseinandersetzen, die gesellschafts- und institutionskritisch vorgeht und Widerstandsräume aufmacht.
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(4) ReMarkierung, Veruneindeutigung, Vervielfältigung. Geschlecht und Sexualität im Zuge neoliberaler Transformationsprozesse
Vortrag mit Andrea Maihofer (Basel)
Donnerstag, 12. Januar 2017, 18 Uhr (c.t.), HZ 14
Der Vortrag verhandelt die derzeit zu beobachtende Gleichzeitigkeit einer Verflüssigung von Geschlechteridentität und eines wiedererstarkenden Bedürfnisses nach eindeutigen geschlechtlichen Identitäten, das in aktuellen „Anti-Gender-Diskursen“ auftaucht, die sich gegen Gleichstellungspolitik, Gender-Studies an den Universitäten und Sexualpädagogik richten.
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(5) Epistemische Architekturen. Zu den Denkformen der Diaspora und Kritischer Theorie
Vortrag mit Almút Sh. Bruckstein und einer Response von Thomas Vesting
Mittwoch, 25. Januar 2017, 18 Uhr (c.t.), HZ 14
Almút Sh. Bruckstein (Berlin) wird in ihrem Vortrag die kosmopolitischen Strukturen rabbinischer und anderer diasporischer Denkformen und ihre Verwandtschaft zur Denktradition der Kritischen Theorie explizieren. Hierzu übersetzt sie die Denkmuster von rabbinischen Texten, von Traumtexten, Dichtung und Mnemosyne als eine besondere Art von Denkräumen und gibt einen Ausblick auf ihre Arbeit in der Gestaltung von öffentlichen Räumen für Kunst und kritischen Diskurs.
Thomas Vesting (Frankfurt) wird in seiner Response die Bedeutung des hermeneutischen Ansatzes für andere Wissenschaften, insb. für das Recht herausstellen und in Bezug zum Begriff des Experimentalsystems setzen.
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(6) (Dogmatik und Differenz 2 – Titel folgt)
In der zweiten Veranstaltung Anfang Februar wird Gunnar Hindrichs (Basel) den Werkbegriff in der Kunst und dessen Potential für eine subjektkritische Ästhetik im Anschluss an Adorno zur Diskussion stellen.
„On Indispensable Principles for Critical Thinking“
Vortrag von Didier Eribon mit einer Response von Christoph Menke
Eröffnungsvortrag der Ringvorlesung Grundrisse kritischer Wissenschaft. Modelle und Interventionen
18. Oktober 2016, 18 Uhr (c.t), Cas 1.801
Ausgehend von zentralen Fragestellungen seines 2009 erschienenen Werks «Retour à Reims» (dt. /Rückkehr nach Reims/, 2016) wird Didier Eribon (Paris) im Rahmen des Eröffnungsvortrags die dort entwickelte Analyse sozialer Herrschaftsmechanismen vertiefen und systematisieren. In diesem Zusammenhang wird er der Frage nach der historischen wie sozialen Konstitution des Subjekts nachgehen und zugleich die Formen politischen Widerstandes gegenüber den verschiedenen Gestalten von Unterdrückung untersuchen. Auf dieser Grundlage eröffnet Eribon die Diskussion über die notwendigen Grundsätze eines jeden Denkens, das dem Anspruch gerecht werden möchte, kritisch zu sein; Christoph Menke (Frankfurt) wird hierauf antworten.
(Vortrag und Diskussion werden in englischer Sprache stattfinden.)