Unter dem Titel Proletarische Pädagogik. Verhältnisbestimmungen, historische Experimente und Kontroversen sozialistischer Bildungskonzepte versammelt ein neuer Sammelband Beiträge zu historischen und theoretischen Ansätzen einer Bildungspraxis, die soziale Ungleichheit und materielle Bedingungen als Ausgangspunkt pädagogischen Denkens versteht. Die Beiträge reichen von Diskussionen um Clara Zetkin und Walter Benjamin bis hin zu Analysen proletarischer Kinder- und Jugendbildung oder medienpädagogischer Praxis.
Die Junge GEW Hessen und das Forum kritischer Wissenschaften laden gemeinsam mit den Herausgeber:innen zu zwei Buchvorstellungen mit Podiumsdiskussion ein:
30.10.2025 um 18 Uhr im Café KoZ (Studierendenhaus, Mertonstr. 26 – 28, 60325 Frankfurt)
Christina Engelmann (Institut für Sozialforschung Frankfurt), Pauline Griesenbruch (Sozialistische Jugend, Die Falken), Lasse Hansohm (Universität Freiburg), Ferdinand Klüsener (Ruhr-Universität Bochum)
Moderation: Hannah Zoller (Junge GEW Hessen)04.11.2025 um 18 Uhr im DGB-Dachsaal (Walltorstr. 17, 35390 Gießen)
Christina Engelmann (Institut für Sozialforschung Frankfurt), Pauline Griesenbruch (Sozialistische Jugend, Die Falken), Bernd Käpplinger (Justus-Liebig-Universität Gießen), Ingrid Miethe (Justus-Liebig-Universität Gießen)
Moderation: Hannah Zoller (Junge GEW Hessen)Auf dem Podium werden wir u.a. diskutieren, wie soziale und politische Kämpfe um eine befreite Gesellschaft mit der Frage nach den Voraussetzungen einer emanzipativen Bildung verknüpft sind und welche Bedeutung dabei den materiellen Bedingungen sowie kollektiven Erfahrungen zukommt.
Im Anschluss an das Podium wird es einen Sektempfang geben. Wir freuen uns darauf, mit Euch zu diskutieren und auf den Release des Sammelbands anzustoßen!
Bookpreview & Talk with Dietmar Dath and Kristen R. Ghodsee: Soviet Policies on Gender, Education and Culture
Freitag, 13.06.2025 | 19 Uhr
Café KoZ (Mertonstraße 26 – 28, 60325 Frankfurt)
Moderation: Christina Engelmann und Franziska Haug
Was können wir angesichts der gegenwärtigen Krisen liberal-kapitalistischer Gesellschaften und des Aufstiegs rechtsnationalistischer Kräfte aus historischen Modellen einer revolutionären Neuorganisation der Gesellschaft lernen? Was lernen aus dem sowjetischen Sozialismus, seiner Kultur- und Geschlechterpolitik?
Das diskutieren die Herausgeberinnen Christina Engelmann und Franziska Haug mit den Autor*innen Kristen R. Ghodsee und Dietmar Dath. Mit Kristen Ghodsee sprechen wir über die sowjetische Revolutionärin Alexandra Kollontai und die in den ersten Jahren nach der Oktoberrevolution wesentlich von ihr mit gestaltete Geschlechterpolitik. Wir diskutieren die Frage, inwiefern eine sozialistische Organisierung der Gesellschaft neben veränderten Produktions- und Eigentumsverhältnissen auch einer Umwälzung intimer Beziehungen bedarf, welche Rolle dabei die Vergesellschaftung von Reproduktionsarbeit spielt und Why Women Have Better Sex Under Socialism.
Das Verhältnis von Bildung und Kunst, Literatur und Kultur im Sozialismus ist Gegenstand des Gesprächs mit Dietmar Dath. Für ihn ist Kunst keine „Pädagogik oder Leitartikel“. Dennoch entwickle sie neue Haltungen oder erweitere vorhandene, also auch sozialistische. Das Ästhetische und Politische sozialistischer Kunst diskutiert Dath anhand verschiedener Beispiele wie dem Proletkult, der DDR-Literatur, Realismus- und Futurismus-Debatten bis hin zu Science Fiction.
Im Anschluss: Barabend mit aggression f_fatale und DJ Glitzer Hearing
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. / The event will be held in English.
Dietmar Dath ist Autor, Journalist, Übersetzer und Redakteur im Feuilleton der FAZ. Er hat zahlreiche Romane, Theaterstücke, Sachbücher und Gedichte veröffentlicht, darunter Maschinenwinter. Wissen, Technik, Sozialismus. Eine Streitschrift (2008), Karl Marx (2018) und Niegeschichte. Science Fiction als Kunst- und Denkmaschine (2019).
Kristen R. Ghodsee ist Ethnografin und Professorin für Russische und Osteuropäische Studien an der University of Pennsylvania. Sie ist Autorin u.a. von Why Women Have Better Sex Under Socialism (2018) und Red Valkyries: Feminist Lessons from Five Revolutionary Women (2022). In ihrem Podcast A.K. 47 liest und diskutiert Ghodsee Essays, Reden, politische und literarische Schriften von Alexandra Kollontai.

SAVE THE DATE: Buchvorstellung zum Band MATERIALISTISCHER FEMINISMUS am 06.05.2025 in Marburg

PODIUM zum Sammelband MATERIALISTISCHER FEMINISMUS am 20.03.2025 im aquarium am Südblock
19:00 Uhr | aquarium (Skalitzer Str. 6, 10999 Berlin)
mit Alex Demirović, Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller und Franziska Haug; Moderation: Janette Otterstein
Auf dem Podium werden die Autor:innen Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller und Franziska Haug gemeinsam mit Alex Demirović über die im Band versammelten Gegenwartsanalysen der Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus sprechen. Wie verhält sich die Geschlechterdifferenz zu anderen Herrschafts- und Widerspruchskonstellationen kapitalistischer Gesellschaften? Was haben vergeschlechtlichte Arbeitsteilung, patriarchale Verwandschaftsbeziehungen und die Kontrolle weiblicher Sexualität und Begehren mit der kapitalistischen Verwertungslogik zu tun? Wie werden Ausbeutung und Ungleichheit im Geschlechterverhältnis in der Perspektive einer materalistisch-feministischen Gesellschaftstheorie analysiert und welche Implikationen lassen sich aus ihr für emanzipatorische Kämpfe der Gegenwart ziehen?
Los geht’s um 19 Uhr im aquarium am Kottbusser Tor, der Eintritt ist frei. Wir freuen uns darauf, mit Euch über Geschlechterverhältnisse im Kapitalismus und Möglichkeiten emanzipatorischer Politik heute zu diskutieren!

Booklaunch zum Sammelband „Materialistischer Feminismus“ am 23.01.2025 im MdK Berlin
19:00 Uhr | Museum des Kapitalismus (Köpenicker Str. 172, 10997 Berlin)
Was hat der Kapitalismus mit Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu tun? Welche Rolle spielt die Familie dabei? Und wie können materialistisch-feministische Perspektiven emanzipatorische Ansätze für eine gerechtere Gesellschaft entwickeln?
Am 23. Januar stellen wir unseren Sammelband Materialistischer Feminismus – Gegenwartsanalysen zu Geschlecht und Kapitalismus zusammen mit Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller und Lou Zucker im Museum des Kapitalismus in Berlin vor. Gemeinsam mit Katharina Lux, die an dem Abend die Moderation übernimmt, diskutieren die Autor:innen, wie eine materialistisch-feministische Perspektive dazu beitragen kann, Probleme unserer Gegenwart besser zu verstehen – von aktuellen Krisen der sozialen Reproduktion bis hin zur Rolle der Familie bei der Verfestigung von Klassenverhältnissen und sozialer Ungleichheit. Im Mittelpunkt stehen die destruktiven Effekte der kapitalistischen Verwertungslogik und deren Einfluss auf Geschlechterverhältnisse, Machtasymmetrien und Formen von Gewalt.
Los geht’s um 19 Uhr im Museum des Kapitalismus, der Eintritt ist frei. Im Anschluss möchten wir gerne noch mit Euch anstoßen – kommt vorbei und diskutiert mit uns!
Nähere Hinweise zur Veranstaltung findet ihr auf der Website des MdK; aktuelle Infos erhaltet ihr über unseren Insta-Account.

Sammelband „Materialistischer Feminismus. Gegenwartsanalysen zu Geschlecht im Kapitalismus“ – Open Access erschienen!

Wir freuen uns sehr, dass unser Sammelband – der aus der Veranstaltungsreihe „Zur Aktualität Materialistischer Feminismen“ hervorgangen ist – in der Schriften Reihe des Instituts für Sozialforschung im Campus Verlag erschienen ist! Hier gehts zum Open-Access-Download: https://www.campus.de/e‑books/wissenschaft/soziologie/materialistischer_feminismus-18348.html
Die in dem Band versammelten Theorie- und Forschungsarbeiten aus dem Feld der Geschlechterforschung diskutieren, wie eine materialistisch-feministische Perspektive zur kritischen Erschließung unserer Gegenwart beitragen kann. Die Autorinnen untersuchen gesellschaftliche Phänomene von besonderer Dringlichkeit, indem sie historische Perspektiven mittels eigener theoriegeleiteter Analysen und empirischer Studien aktualisieren, etwa zu Körperökonomien, Unternehmenskulturen oder Familienmodellen. Zugleich eröffnen die Beiträge Ausblicke auf alternative Formen der Organisation des gemeinsamen Wirtschaftens und Lebens und verhandeln so auch die Frage nach den Möglichkeiten einer emanzipatorischen Praxis.
** SAVE THE DATE**: BOOK RELEASE in Frankfurt am Main | 12.11.2024 um 18:30 Uhr in der FemBib (Studierendenhaus, Bockenheim)
mit Christina Engelmann, Lisa Yashodhara Haller, Franziska Haug, Sarah Mühlbacher und Sarah Speck
Am 12. November werden wir zusammen mit den Autor:innen unseren neuen Sammelband „Materialistischer Feminismus. Gegenwartsanalysen zu Geschlecht im Kapitalismus“ im Foyer der Feministischen Bibliothek (FemBib FfM, https://www.instagram.com/fembib.ffm) vorstellen.
Gemeinsam mit Euch wollen wir die im Band präsentierten materialistisch-feministischen Gesellschaftsanalysen diskutieren. Im Fokus wird dabei die Frage stehen, wie die Strukturlogik des Kapitals zum Fortbestehen, aber auch zum Wandel der Geschlechterverhältnisse beiträgt. Darüber hinaus sollen Perspektiven aufgezeigt werden, wie sich unsere Beziehungen, Lebens- und Arbeitsverhältnisse jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik organisieren lassen.
Anlässlich des Release des Sammelbandes wird es einen Empfang mit Sekt & nicht alkoholischen Drinks geben – wir freuen uns darauf, im Anschluss an die Buchvorstellung mit Euch anzustoßen!

Materialistischer Queerfeminismus
Buchvorstellung & Diskussion mit der Herausgeberin Friederike Beier & Franziska Haug
Freitag, 12. Januar 2024
19:00 Uhr, Café KoZ (Mertonstraße 26 – 28, 60325 Frankfurt am Main)
Die beiden geben eine Einführung in die Theorien des materialistischen Queerfeminismus und stellen ihre Beiträge aus dem gerade erschienenen Sammelband vor. Im Anschluss werden politische Perspektiven einer nicht-heteronormativen, sondern sorgezentrierten Gesellschaft vorgestellt und diskutiert.
Mehr zum Buch: https://unrast-verlag.de/produkt/materialistischer-queer-feminismus/

Ästhetik.Kultur.Kritik – Ästhetische Erfahrung im Kapitalozän
Vortragsreihe | Dezember 2023 bis Juni 2024
*UPDATE: der Vortrag von Jenny Nachtigall am 27. Juni muss leider entfallen*
Leider wird der Vortrag von Jenny Nachtigall „Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik“, der für kommenden Donnerstag (27.06.24) angesetzt war, nicht wie geplant stattfinden können. Ihr erfahrt hier und über unsere Social Media-Kanäle, falls der Vortrag in einem anderen Setting nachgeholt werden kann.

Das Bewusstsein davon, dass wir mit der durch die kapitalistische Verwertungslogik produzierten Klimakatastrophe in das Zeitalter des Kapitalozäns eingetreten sind, hat sich auch in der Kunst niedergeschlagen. Konkret zeigt sich dies mit Blick auf die kritische Verhandlung der Auffassung davon, was gewöhnlich in dem Begriff der ›Vermittlung von Geist und Natur‹ zum Ausdruck kommt. Was kann – und mitunter muss – in einer ästhetischen Erfahrung heute erschlossen werden? Die Vortragsreihe wird diesen Zugang mithilfe verschiedener Ansätze gegenwärtiger Ästhetik kritisch befragen.
Denn mit dem Bewusstsein der vom Kapital gemachten Klimakatastrophe ist zwar auch die Möglichkeit gegeben, die Logik zerstörerischer Naturbeherrschung zu durchbrechen. »Angesichts solcher Möglichkeit aber«, mit den bekannten, die Theorie der Kulturindustrie einleitenden Worten von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer gesprochen, »wandelt im Dienst der Gegenwart Aufklärung sich zum totalen Betrug der Massen um.« Mit der Frage nach dem, was eine ästhetische Erfahrung im Kapitalozän zu erschließen fähig ist, wird die Vortragsreihe zugleich danach fragen, was sie zu verschließen fähig ist: Es sind die von der Ästhetik betrachteten Zugänge, in denen sich dieser Betrug vollziehen lässt.
Programm
[1] „Gemeinsinn: Kant über die Kunst des Gattungswesens“ | Vortrag von Thomas Khurana
Dienstag, 12.12.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: Casino 1.812 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Franziska Wildt
[2] „Darstellungen des Naturverhältnisses“ | Podium mit Juliane Rebentisch & Christoph Menke
Mittwoch, 17.01.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: Casino 1.811 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Nathan Taylor
[3] „Die Konzeption der Kulturindustrie in der frühen Kritischen Theorie: Grundlagen und Aktualität“ | Workshop mit Susanne Martin
Freitag, 02.02.24 von 12:00 – 16:00 Uhr
Raum: Sitzungssaal I – Institut für Sozialforschung (IfS)
Anmeldung unter: info@forumkw.de
[4] „Zur Politischen Ökonomie der Medien und Grundrisse einer Werttheorie der Kunst“ | Podium mit Isabelle Graw & Christian Fuchs
Donnerstag, 06.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG 1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Elias Schedler
[5] „Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik“ | Vortrag von Jenny Nachtigall
Mit einer Response von Simon Gurisch
Donnerstag, 27.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG 1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Nils Fock
[1] Thomas Khurana: »Gemeinsinn: Kant über die Kunst des Gattungswesens«
Dienstag, 12.12.2023 | 18:00 (c.t.) | Casino 1.812 (IG-Farben Campus, Goethe-Universität)
Moderation: Franziska Wildt
In »Gemeinsinn: Kant über die Kunst des Gattungswesens« wird Thomas Khurana der Vermittlung von Geist und Natur in der ästhetischen Erfahrung und dem aus ihr resultierenden ästhetischen Urteil nachgehen. In seiner dritten Kritik entwickelt Kant Überlegungen zu einer durch Kunst hervorgebrachten Natur, die sich dadurch auszeichnet, geistig hervorgebracht zu sein und zugleich die Erfahrung einer anderen Natur zu ermöglichen, die das Begriffsvermögen überschreitet. Kants Bestimmung des ästhetischen Urteils zeigt so ein Verhältnis des Geistes zu sich selbst, zur Natur und einer Form der Sozialität auf, das im Begriff des Gattungswesens zusammenläuft, den Khurana bisher bei Marx und Hegel verfolgt hat. Denn dieser Begriff zeichnet sich zum einen durch seine die anthropozentrische Sichtweise transzendierende Offenheit gegenüber der natürlichen Existenz des Geistes aus und wird zum anderen auch von Marx mit der Fähigkeit zu ästhetischen Urteilen erläutert. Im Vortrag wird diese Idee nun an Kant selbst nachvollzogen und verhandelt, inwieweit der Begriff des Gattungswesens im Lichte aktueller Diagnosen des Kapitalozäns als eine von diesem Gattungswesen wesentlich entfremdete Gegenwart zu reformulieren wäre.

[2] Juliane Rebentisch und Christoph Menke im Gespräch mit Nathan Taylor: »Darstellungen des Naturverhältnisses«
Mittwoch, 17.01.2024 | 18:00 (c.t.) | Casino 1.811 (IG-Farben Campus, Goethe-Universität)
Moderation: Nathan Taylor
Mit dem Begriff des Kapitalozäns geht gemeinhin ein Urteil des Scheiterns der herrschenden Vermittlungslogik von Geist und Natur einher. Dieses stellt somit auch bisherige Bestimmungen des Naturverhältnisses grundlegend infrage.
Seit der Moderne wird das Naturverhältnis in der philosophischen Ästhetik häufig in den Begriffen des ›Naturschönen‹ und des ›Erhabenen‹ verhandelt. Ersterer bringt ein harmonisches Zusammenspiel von Geist und Natur innerhalb ihrer bestehenden Vermittlung zur Sprache. Letzterer hingegen will deren Disharmonie als Erfahrung einer vermeintlichen Überlegenheit des Geistes gegenüber der Natur begreifen.
Wenn die herrschende Vermittlungslogik von Geist und Natur – und mit ihr die Bestimmungen des Naturschönen und des Erhabenen – im Kapitalozän nun problematisch werden, so muss das Naturverhältnis auf eine aus jenen klassischen Kategorien hinausführende Weise neu gedacht werden. Diese grundlegende Aufgabe teilt sich die philosophische Ästhetik mit anderen Disziplinen. Doch nimmt nur sie dabei ausdrücklich und primär zum Gegenstand, was in bestimmten Naturverhältnissen wie zur Darstellung kommt. Damit ist sie entscheidend an der Herausbildung einer anderen Auffassung und Erfahrung von Natur beteiligt.
Die zweite Veranstaltung unserer Reihe »Ästhetik.Kultur.Kritik. Ästhetische Erfahrung im Kapitalozän« thematisiert »Darstellungen des Naturverhältnisses«, in welchen die Mensch-Tier-Beziehung zum Ausdruck kommt. Juliane Rebentisch und Christoph Menke sprechen über Perspektiven, Natur jenseits ihrer gewöhnlichen Entgegensetzung zum Geist zu denken, die sich in der Betrachtung bestimmter Darstellungen des Tierischen durch den Menschen eröffnen – und darüber, warum die Künste hierfür unverzichtbar sind.

[3] Susanne Martin: »Die Konzeption der Kulturindustrie in der frühen Kritischen Theorie: Grundlagen und Aktualität«
Freitag, 02.02.2024 | 12:00 – 16:00 (c.t.) | Sitzungssaal des IfS (Senckenberganlage 26, 60325 Bockenheim).
Unter dem Begriff ›Kulturindustrie‹ haben Horkheimer und Adorno die Kommodifizierung der Produktion und Rezeption kultureller Erzeugnisse analysiert. Ihre Kritik richtete sich dabei gegen die integrative Kraft der Kulturindustrie, durch die die Subjekte im Zuge des Konsums in die gesellschaftliche Ordnung eingegliedert werden. In diesem Licht entpuppt sich die Kulturindustrie als ein vorrangiger Bereich der ideologischen Herrschaftsstabilisierung im Spätkapitalismus.
Wie wird dieser Befund begründet und welche Relevanz hat er heute angesichts eines weitreichend veränderten kulturellen Angebots und Konsums? Um diese übergeordneten Fragen des Workshops zu beantworten, werden wir in einem ersten Schritt zentrale Argumentationslinien des Kapitels »Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug« der Dialektik der Aufklärung rekonstruieren. In einem zweiten Schritt soll anhand selbstgewählter Gegenwartsphänomene die Aktualität der Kulturindustriekritik ausgelotet werden. Basis bilden die Diskussion einschlägiger Textpassagen sowie Inputs zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Theorie. Das abschließende Ziel des Workshops ist es, Überlegungen zu einer zeitgemäßen Kulturkritik im Anschluss an die frühe Kritische Theorie anzustellen.
Textgrundlage: Horkheimer, Max & Adorno, Theodor W. (1944), Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug, in: Max Horkheimer Gesammelte Schriften Bd. 5: Dialektik der Aufklärung und Schriften 1940 – 1950, hg. v. Gunzelin Schmid Noerr, Frankfurt 1987: Fischer, 144 – 196.
Um Anmeldung wird gebeten unter: info@forumkw.de (wir schicken dann gerne eine PDF-Version des Kapitels zum Einlesen zu).

[4] „Zur Politischen Ökonomie der Medien und Grundrisse einer Werttheorie der Kunst“ | Podium mit Isabelle Graw & Christian Fuchs
Donnerstag, 06.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG 1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Elias Schedler
In Gestalt einer digitalen Klassengesellschaft, veränderter Mechanismen von Herrschaft und neuer Formen entfremdeter Arbeit kehren im Zeichen des Digitalen etablierte Antagonismen des Kapitalismus wieder. Um diese Phänomene und Entwicklungen unserer Gegenwart genauer zu verstehen, untersucht Christian Fuchs in seinem Vortrag einige Grundlagen der Kritik der Politischen Ökonomie des digitalen Kapitalismus. Exemplarisch wird er dabei auf Konzepte von Karl Marx und Theodor W. Adorno eingehen und nach deren Relevanz für eine Gegenwartsanalyse des digitalen Kapitalismus fragen.
Im zweiten Teil wird Isabelle Graw ihre an Marx angelehnten werttheoretischen Überlegungen zur zeitgenössischen Kunst präsentieren. Sie knüpft damit an die ästhetische Beobachtung an, wonach die bürgerliche Kunst seit jeher durch den Umstand bestimmt ist, Ware zu sein und zugleich diesen Warencharakter durch künstlerische Autonomie zu negieren. Nach Marx beruht der Wert der gewöhnlichen Ware auf konkreter Arbeit, abstrahiert jedoch zugleich von dieser Arbeit. In der Analyse künstlerischer Produktionsprozesse geht Graw der Frage nach der spezifischen Vergegenständlichung künstlerischer Arbeit am Beispiel von Piero Manzoni und Robert Morris nach. Diese verhandeln ihre eigene Wertform, indem sie das fertige Produkt und seinen Herstellungsprozess in Kopräsenz ausstellen.

[5] „Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik“ | Vortrag von Jenny Nachtigall
Mit einer Response von Simon Gurisch
Donnerstag, 27.06.24 um 18 Uhr (c.t.)
Raum: PEG 1G.191 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Nils Fock
Mit dem Ziel einer Historisierung aktueller Debatten um Kunst und Eigentum werden in »Form, Eigentum und der eigenwillige Vitalismus einer materialistischen Ästhetik« verschiedene materialistische Gegenmodelle zum possessiven Formalismus der Kunstgeschichte vorgestellt. Gemeinsam ist diesen Modellen zwar eine Orientierung an Fragen des Lebens und des Lebendigen. Daraus folgt jedoch nicht, dass der Kunst eine ontologische Alterität oder Vitalität zugeschrieben wird. Diese ›andere Tradition‹ fasst Jenny Nachtigall als Ansatz eines eigenwilligen Vitalismus (›wayward vitalism‹).
›wayward vitalism‹ soll damit nicht als ein fixer Begriff festgeschrieben werden. Vielmehr soll er in seiner Vorläufigkeit dabei helfen, ein ästhetisches Verhältnis zum Leben ins Spiel bringen, das jenseits der (bis heute von Kunstgeschichte und dem Museum aufrechterhaltenden) Grenzziehungen der Moderne, Formen von Gemeinschaftlichkeit, kollektiven Machens/Nichtmachens, oder des Protests umfassen kann. Was wird erzählbar, wenn wir diese ›andere Tradition‹ in den Blick nehmen – und was fehlt?

Vorankündigungen
Aktuell bereiten wir die Durchführung einer Veranstaltungsreihe zu Ästhetik und Kulturindustrie vor. Die Reihe soll im Dezember dieses Jahres (2023) beginnen und vier Veranstaltungen umfassen. Konkrete Ankündigungen zu den Veranstaltungen werden wir rechtzeitig hier und über unsere Facebook-Seite und twitter bekannt geben. Wir freuen uns auf interessante Abende mit euch!
Buchvorstellungen 2023

[1] Christoph Menke: „Theorie der Befreiung“
Mittwoch, 19.04.2023 um 18 Uhr (c.t.)
Casino 1.811 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Christina Engelmann und André Möller
Die Aufzeichnung zur Veranstaltung findet Ihr auf unserem YouTube-Kanal!
In seinem neuen Buch „Theorie der Befreiung“ setzt Christoph Menke bei der geschichtlichen Diagnose an, dass alle ökonomischen und politischen Befreiungsversuche gescheitert sind. Ausgehend von der griechischen Freiheit – die programmatisch in Abgrenzung zum unfreien Zustand der Sklaverei definiert ist und unsere westlichen Freiheitsvorstellungen nach wie vor in ihrer Widersprüchlichkeit prägt – zeigt sich, dass der Kampf für Freiheit immer wieder in einen Legitimationsdiskurs für Herrschaft umschlägt: bis heute enden die Befreiungsversuche in immer neuen Abhängigkeitsordnungen und Formen der Herrschaft.
Von dieser Analyse ausgehend bestimmt Menke Freiheit als Prozess der Befreiung von sich selbst: Die Art und Weise, wie das autonome Subjekt sein Können bildet, beruht demnach selbst auf Prozessen der Gewöhnung, die zutiefst unfrei sind. Befreiung setzt daher bei einer Erfahrung an, die wir nicht vermögend vollziehen, sondern die uns geschieht und dadurch unversehens aus der knechtenden Gewohnheit reißt. Sie beginnt mit der Faszination. Dies veranschaulicht Menke an zwei exemplarischen Befreiungsnarrativen: am liberalen, ökonomischen Freiheitskonzept und der religiösen Befreiung. An ihnen zeigt sich aber auch, dass die Abschaffung der durch die Identität der Gewohnheit bedingten Knechtschaft trotz ihres anfänglichen emanzipatorischen Gehalts immer an und im Sozialen scheitert.
Der Befreiungsprozess darf daher bei ihnen nicht stehenbleiben. Aber durch ihr Scheitern lässt sich die Befreiung noch besser verstehen: Aus dem Scheitern der ökonomischen und der religiösen Befreiung lässt sich ein Begriff radikaler Befreiung gewinnen. Diese radikale Form der Befreiung geht aus von einer faszinierenden (ästhetischen) Erfahrung, die uns hinter die Ebene sicherer Urteile zurückwirft und darin neu bestimmbar macht. Sie gilt es zu bejahen, um in die (politische) Praxis der Befreiung einzutreten.
Wir sprechen mit Christoph Menke über den internen Zusammenhang von Freiheit und Herrschaft, die in diesem Widerspruch gründenden Befreiungsmodelle und was das mit Kritischer Theorie, der Oktoberrevolution und Ästhetik zu tun hat.

[2] Sophie Lewis: „Abolish the family. A Manifesto for Care and Liberation“
Donnerstag, 27.04.2023 um 19:00 Uhr (s.t.)
Moderation: Sarah Mühlbacher
Institut für Sozialforschung (IfS, Sitzungsraum I) und per Zoom
Anmeldung bis 16.04.2023 unter: info@forumkw.de
Die Familie abschaffen – in ihrem aktuellen Manifest fordert Sophie Lewis, Care-Arbeit und Verwandtschaft neuzuerfinden. Lewis stellt dabei die scheinbare Selbstverständlichkeit, dass die Familie Ort von Stabilität und Glück ist, infrage. Vielmehr sieht sie Familie als eine Notlösung, deren verbindende Einheit uns zwar im besten Fall vor Schlimmerem bewahrt, sich aber auch erst durch die Tatsache strukturell gewaltvoller und unterdrückender Verhältnisse rechtfertigen kann. Letzten Endes ist ‚Blut ist dicker als Wasser‘ nämlich eine trennende und keine vereinende Maxime. Die Frage, die sie damit aufwirft, lautet: Was würde es heißen, die Familie nicht mehr zu brauchen?
Sophie Lewis zeichnet hierzu einen Bogen familien-abolitionistischer Ideen von Utopisten des 18. Jh., vorkolonialen Gesellschaften und sozialistischen Ansätze bis hin zu zeitgenössischen queeren Emanzipationsbewegungen nach. Die Vision von Abolish the Family bleibt dabei, die „disziplinierende, knappheitsbasierte Trauma-Maschine“ Familie zugunsten „eines Reichtums (…), den wir noch nie gekannt haben und erst strukturieren müssen“, aufzugeben.

[3] Marina Martinez Mateo: „Critical Philosophy of Race“
Mittwoch, 07.06.2023 um 19 Uhr (s.t.)
Casino 1.811 (IG-Farben-Campus)
Moderation: Francesca Raimondi
Worum handelt es sich bei Race und welche Rolle spielen unsere Wahrnehmung und unser Wissen bei ihrer Konstruktion? Oder was ist Rassismus? Diese Fragen beschäftigen den Reader Critical Philosophy of Race, den Mitherausgeberin Marina Martinez Mateo im Gespräch mit Francesca Raimondi am 07.06.2023 vorstellen wird.
Das Forschungsfeld der Critical Philosophy of Race ist in den letzten drei Jahrzehnten im US-amerikanischen Raum entstanden und steht in direkter Tradition der kritischen Theorie. Sie hat Überschneidungspunkte mit den Critical Legal Studies und der Critical Race Theory. Im Rahmen der gesellschaftlichen Diskussionen um Rassismus adressiert sie Probleme der sozialen und historischen Konstruktion von Race, sowie der strukturellen und systemischen Natur von rassistischer Kultur und Gesellschaft.
Dabei wird Race als Kategorie gefasst, welche nicht materiell, sondern performativ in der Gesellschaft entsteht und soziale sowie politische Verhältnisse expliziert. Dabei ist der englische Begriff Race nicht gleichzusetzten mit ›Rasse‹. Entgegen der eindeutig rassistischen Verwendung des Begriffes Rasse, ist Race im Kontext von Aneignung und sozialkonstruktivistischer Umdeutung zu sehen und somit auch von emanzipatorischer Natur. Der von Kristina Lepold und Marina Martinez Mateo herausgegebene Reader nähert sich dieser, auch im Rahmen von #Blacklivesmatter immer relevanter werdenden philosophischen Betrachtung, unter drei Gesichtspunkten, die systematisch in die Thematik einführen: Metaphysik, Epistemologie und Ethik und Politik.
